Pressestimmen

 

Anissegos und Dragicevic
Impuls-Festival endet mit Klavierabend

HALLE (SAALE)/MZ. Da bebte sogar der Boden unter den Füßen. Als Antonis Anissegos und Sascha Dragicevic an zwei Flügeln zum Ende ihrer Improvisation über den Choral “Eine feste Burg ist unser Gott” kamen – samt der Zeile “Und wenn die Welt voll Teufel wär”.
Es war am Sonnabend der Abschluss des Impuls-Festivals für Neue Musik und es ging noch einmal richtig zur Sache: Die Deckel der Instrumente weit auf, die Pulte runter, in die Tasten, in die Saiten gegriffen, gezupft, auf Deckel und Korpus geschlagen, getrommelt, zwei an zwei Klaviaturen oder zu zweit an einer – jeder der Advocatus Diaboli des anderen.
Der Anfang fast still. Einzelne Töne ließen die Choralmelodie erahnen, die sofort konterkariert wurde durch die musikalischen Gedanken des Gegenübers, Rede und Gegenrede ohne Worte. Akkorde klangen auf, Saiten wurden mit der Hand angerissen, es ähnelte Cembaloklängen als Reminiszenz an den Barock. Versatzstücke des Jazz links, irrwitzig perlende, um sich selbst drehende Läufe rechts. Dann die Steigerung an Lautstärke, an Geräuschen, der Flügel wurde regelrecht traktiert, sein Inneres, sein Äußeres. Bis plötzlich der Choral ganz einsetzte und eine eher klassische Improvisation zu vier Händen das vielschichtige Stück zum Ende führte.

Manuela Schreiber, 25.11.12

 

[…] Wie faszinierend, packend und erregend neue Musik für Fagott solo sein kann, zeigt bereits das CD-Eröffnungsstück des 1969 geborenen Kölner Komponisten Sascha Janko Dragićević „Autogamie“ Version 4 von 2005/06. In diesem fulminanten Parforce-Ritt einer nachgerade schmerzhaften „Selbstbefruchtung“ vervielfältigt sich der Fagottist durch Live-Elektronik und elektronische Zuspielklänge selbst und durchlebt eine Omnipotenz-Fantasie in härtesten minimalistischen Loops und keuchenden Handkantenschlägen. […] Das kurze titelgebende Stück “più” (Einsiedler trifft Stahlbaum, 1994) von Dragićević fordert dem Fagottisten in Konfrontation mit Stahlsaitengitarren und Steeldrums auf dem elektronischen Zuspiel höchste Virtuosität bis zur finalen Erschöpfung ab. […]

Eine großartige, in jeder Hinsicht zukunftsweisende CD.

Das Orchester, Wolfgang Rüdiger

 

Eine Auseinandersetzung mit Sägezahnwellen

Neue, staunenswerte Hörerlebnisse im Konzert mit dem Ensemble-Modern-Fagottisten Johannes Schwarz

[…] Knapper, perkussiver gedacht, klingen die weiteren drei Stücke, die von Einspielungen und Raumklang-Experimenten geprägt sind. Gleich zwei der Hörübungen stammen von Sascha Janko Dragićević, PIU, eine kürzere mit Ambient-Charakter, und Autogamie, eine nervöse Tour-de-Force, deren Unruhe Schwarz mit flirrendem Spiel und flinkster Fingersatz-Technik kontert. Einen Kopfhörer auf den Ohren, per Kabel an die Rechnerstation im Hintergrund angeschlossen (am Regiepult: Jo Schlosser), wirkt Johannes Schwarz wie ein Kosmonaut, der, bevor er abtaucht ins All, ein letztes Mal Richtung Kontrollstation nickt. Ein tiefes Durchatmen und Schwarz heftet sich den vom PC eingespielten Klängen an die Fersen. Hart angeschlagene Gitarren produzieren ein metallisches Schnarren, das intensiver und schneller wird. Viereinhalb Minuten geht Schwarz das Tempo mit. Eine famose Leistung und doch nur Teil eines fünfteiligen Programms, das der Fagottist ohne Pause spielt. […]

Frankfurter Rundschau

 

„Ein Reisender in Sachen Präzision.”

Kölnische Rundschau vom 20.08.2004, Raoul Mörchen
PDF Pressestimme “Kölnische Rundschau vom 20.08.2004″

 

„[…] Sascha Janko Dragićević, gewann den ersten Preis des Kompositionswettbewerbes, den die “Sommerlichen Musiktage Hitzacker” zum 13. Mal ausgeschrieben hatten. Wie der Titel „Malerba“, Unkraut, andeutet, wuchert das Stück für Klarinette, Posaune, Violoncello und Klavier episodenweise in die Höhe und in die Tiefe, überquellend und leer geblasen, mal redselig und mal verschwiegen. Ein Universum im Kleinformat. […]“

Deutschlandfunk, Lutz Lesle

 

“[…] und ungewohnt ist es schon, was Sascha Janko Dragićević (geb. 1969) unter dem Titel „Windschatten“ für Streichquartett geschrieben hat: Jede Stimme gehorcht ihrer eigenen metrischen Gliederung, es gibt keine Takteinteilung, und was sich da in der „auf der windabgewandten Seite eines Strömungshindernisses liegenden Zone geringer Windgeschwindigkeit“ (so der Programmtext) an Expressivität, Leidenschaftlichkeit und Dynamik tut, müssen die Stürme eines bewegten Herzens sein. Die vier jungen Musikerinnen des polnischen Dafo-Streichquartettes gaben sich mit Verve dem Notentext mit seinen zahlreichen ungewöhnlichen Streichertechniken hin: […] staunend sah und hörte man, was da alles möglich ist, und ließ sich mitreißen.“

Bergischer Volksbote